PRAXIS FÜR PSYCHOTHERAPIE UND SCHAMANISMUS
Sylvia Maria Latussek

SCHAMANISMUS


Traditionelle Medizin und die Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benutzt weltweit einen Überbegriff für die ganze Spannweite der traditionellen Medizin, im englischen „traditional and complementary medicine“ (T&CM, übersetzt: traditionelle und komplementäre Medizin). Hierunter wird auch die schamanische und spirituelle Heilarbeit zusammengefasst.

Grundsätzlich erkennt die WHO das Arbeitsfeld der T&CM als komplementär zu der als westliche Medizin bekannter akademisch ausgerichteter, auf Evidenz basierender Schulmedizin an. Schon 1977 kommt ein Expertenkomitee der WHO zu dem Ergebnis, dass der intrinsische Wert der T&CM als Teil eines holistischen Ansatzes zur Gesundheitsversorgung hoch ist und eine Integration traditioneller Medizin in nationale Gesundheitssysteme erstrebenswert ist, solange diese mit den Prinzipien der medizinischen Wissenschaft vereinbar sind.

Schon damals wurde vor allem der holistische Ansatz der traditionellen Medizin gesehen, wertgeschätzt und gleichzeitig die große kulturelle Nähe zu den Menschen gesehen, die sie nutzen. 2013 veröffentlichte die WHO die „WHO Traditional Medicine Strategy 2014–2023“, die den Mitgliedsstaaten vor allem helfen soll, das Thema der T&CM systematischer zu betrachten und zu erfassen, sowie nationale Richtlinien zu erstellen.

Im Jahr 2014 hält die Weltgesundheits-Versammlung der WHO in ihrer 67. Sitzung fest, dass der T&CM eine wachsende Rolle in der Gesundheitsversorgung zukommt und dass die genutzten traditionellen Präparate und Medikamente nicht mehr nur einer kleinen, exklusiven Gemeinschaft zugutekommen.

Im Jahr 2019 veröffentlichte die WHO einen Zwischenbericht zu der langjährigen Strategie 2014-2023, in dem u.a. dargelegt wird, dass in 88% aller Länder dieser Welt T&CM praktiziert wird und dass traditionelle Heiler in ihrer Zahl die der Ärzteschaft um ein vielfaches übersteigen.

Die zunehmende Auseinandersetzung mit der spirituellen und schamanischen Medizin in der medizinischen Fachwelt auch in Deutschland fand u.a. Ausdruck darin, dass der grönländische Schamane Angaangaq am 29.11.2018 einen Workshop auf dem Kongress der „Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde“ gab.

Zusammenfasend ist festzuhalten, dass der Bereich der Traditionellen und Komplementären Medizin, zu der auch die schamanische und spirituelle Heilarbeit zählt, eine zunehmende Aufmerksamkeit und Anerkennung der Weltgesundheitsorganisation erfährt. Durch die Grenzen der Schulmedizin – aktuell und auf absehbare Zeit vor allem durch personelle Engpässe – kommt der T&CM eine wachsende Bedeutung zu, vor allem auch auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit.

Vor diesem Hintergrund hat die WHO im März 2022 ein Globales Zentrum für Traditionelle Medizin eingerichtet (https://www.who.int/initiatives/who-global-centre-for-traditional-medicine/).

Im August 2023 findet der erste Globale WHO Gipfel zu Traditioneller Medizin in Gandhinagar, im indischen Gujarat statt. Die Ergebnisse dieser Tagung werden hier noch aktualisiert. Es wird erwartet, dass es eine neue Strategie geben wird, die die bisherige ablösen wird.

In diesem Zusammenhang sei auch auf einige Bücher hingewiesen:

-        Das Lehrbuch „Psychiater und traditionelle Heiler: unabsichtliche Partner der globalen mentalen Gesundheit“ erschien schon 2009 (auf Englisch) und beleuchtet die Grauzonen psychiatrischer, psychotherapeutischer und traditioneller Heilmethoden wertschätzend. Angesichts der zunehmenden Knappheit an Fachkräften sowie einem steigenden Bedarf an mentaler Heilarbeit wird erwartet, dass sich auch die schulmedizinische Wissenschaft diesem Thema alsbald mehr zuwenden wird, wie man an der Formalisierung der Systemischen Ausbildung schon erkennen kann.
-        In dem Buch “Spirits in the World”(2023) wird in einigen Kapiteln ein anthropologisch / ethnologischer Versuch unternommen, die Nomenklatur der spirituellen Welten zu definieren um Vergleichbarkeit herzustellen.

Quellen:
World Health Organization (‎2013)‎: WHO traditional medicine strategy: 2014-2023. World Health Organization. URL: https://apps.who.int/iris/handle/10665/92455

World Health Organization (‎2019): WHO global report on traditional and complementary medicine 2019. World Health Organization. URL: https://apps.who.int/iris/handle/10665/312342. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 IGO

Angaangaq Workshop bei der DGPPN 2018. URL:  https://icewisdom.com/de/event/angaangaq-auf-dem-kongress-der-dgppn-berlin-deutschland/

Vuori, H (1982): The World Health Organisation and traditional medicine. Commuity Medicine (1982) 4, 129-137

WHO Meeting on the Promotion and Development of Traditional Medicine (‎1977)‎ & World Health Organization. (‎1978)‎. The promotion and development of traditional medicine: report of a WHO meeting [‎held in Geneva from 28 November to 2 December 1977]‎. World Health Organization. URL: https://apps.who.int/iris/handle/10665/40995

WHO (2023) First WHO Traditional Medicine Global Summit, Gujarat, India. URL: https://www.who.int/news-room/events/detail/2023/08/17/default-calendar/the-first-who-traditional-medicine-global-summit

Incayawar, M., Wintrob, R., Bouchard, L., & Bartocci, G. (Eds.). (2009). Psychiatrists and traditional healers: Unwitting partners in global mental health. John Wiley & Sons.

VanPool, C. S., & VanPool, T. L. (2023). Spirits in the World. In An Anthropological Study of Spirits (pp. 71-109). Cham: Springer Nature Switzerland.

© Dr. med. Joost Butenop, Mai 2023


Was ist Schamanismus:

Schamanismus ist keine Religion oder Zauberei. Schamanismus ist eine Art Lebensauffassung. Sie entstand durch das beobachten der Natur, das lernen durch die Natur und dem Wissen darum, dass wir ein Teil der Natur sind. Man muss kein Schamane sein der zwischen den Welten unterwegs ist, um den schamanischen Weg zu gehen. Wir alle können ihn gehen. Bewusst oder unbewusst. 

Ich höre immer wieder, dass Menschen glauben, Schamanismus ist Indianer Kram. Aber, dies ist nicht der Fall. Schamanismus ist eine Grundeinstellung zum Leben, die man in allen Kulturen auf dem gesamten Globus  findet. Dazu gehören z.B. die Samen, und nordischen Völker, indigene Völker im Amazonasgebiet, australische Ureinwohnen, usw.. Die Heilzeremonien und Rituale sind immer ein bisschen unterschiedlich doch im Grunde haben sie den gleichen Kern. Die Grundeinstellung und das Grundverständnis zu den Spirits, den Naturwesen ist überall gleich. Auch höre ich, "Wir sind hier und wir müssen unseres finden", und damit lehnen viele andere Kulturen ab. Im Sinne des Schamanismus ist alles miteinander verbunden, besteht aus der selben Frequenz und es gibt keinen Raum und keine Zeit. Wir alle waren schon in verschiedenen Inkarnationen an unterschiedlichen Orten dieser Erde. So ist uns vieles nah, auch wenn es eine räumliche oder zeitliche Distanz geben mag. Dadurch können und dürfen wir uns mit allem verbinden und nutzen. Und natürlich ist es im schamanischen Sinn, dass wir uns den Spirits in unserem Umfeld zuwenden, sie kennen lernen und mit ihnen arbeiten. Das eine schließt das andere doch nicht aus. Im gleichen Sinne, wie wir nicht auf Konsumgüter (Gewürze, Früchte, Medizin,...) aus fremden Ländern verzichten und gleichzeitig regionales unterstützen und bevorzugen.

 

Innere Haltung:

Es reicht, sich als Teil der Natur zu verstehen und allem mit Wertschätzung und Achtung zu begegnen. Sich das zu nehmen, was man braucht. Nicht mehr und nicht weniger. Zu begreifen, dass nichts selbstverständlich ist. Zu wissen, dass alles beseelt ist und ein Teil der Schöpfung ist. Jedes Steinchen, jeder Grashalm, jeder Käfer hat seine Berechtigung. Zu wissen, dass wir Gast auf Erden sind. Dass die Pflanzen und Tiere unsere älteren Geschwister sind. Wenn wir begreifen, dass alles in einer großen Balance und Harmonie zueinander steht und miteinander fließt. Und dass in dieser Balance sich alles was existiert, im stetigen Fluss bewegt. Und wenn uns klar wird, dass wir mit jedem Atemzug sterben. Wenn wir erkennen, dass es die Anderswelt gibt, mit ihr verbunden sind und wertschätzen. Dass Tod Wandlung bedeutet, denn keine Energie geht verloren. Wenn wir das (und immer wieder noch ein bisschen mehr) erkennen, gehen wir schon den schamanische Weg.



Entstehen von Krankheiten im schamanischen Verständnis:

Im schamanischen Sinn entstehen Krankheiten, indem das Energiefeld eines  Wesen (Menschen, Tiere...) aus seiner Balance herausgefallen ist. Dies kann geschehen durch Unfälle, Traumata, Schockerlebnisse, Operationen, Prägungen aus der Kindheit... Der natürliche, gesunde Energie Fluss ist unterbrochen er stockt. Stillstand bedeutet Disharmonie und daraus entstehen Krankheiten auf psychischer, physischer oder seelischer Ebene. 

Im Alltag erleben wir ständig Zeitdruck, Erwartungen und Leistungsdruck im Berufsleben und im privaten Bereich. Reiz- und Informationsflut überfordern unseren Geist und Seele. Dadurch entstandene Verhaltens- und Glaubensmuster werden kaum erkannt und können schwer durchbrochen werden. Diese sowie traumatische Erfahrungen, Verluste usw., führen zu Überlastungen und schließlich zu psychischen Symptomen, oder/und führen in eine somatische Erkrankung.  


Es gibt 3 Hauptrichtungen in denen die Ursachen liegen können, warum wir aus unserer Balance gefallen sind. 

1. Kindheit: 

Alles was wir in der  Vergangenheit erleben, prägt uns für das ganze Leben. Das fängt schon pränatal an. Auch Geburtserlebnis sind prägend und erst recht alle Erlebnisse in der Kindheit. Dadurch verfallen wir in Glaubensmuster "wie das Leben/die Welt ist" und stecken darin fest. Diese Glaubensmuster nehmen wir mit ins Erwachsenen Alter. In Trigger Situationen schauen wir durch die Brille des Kindes und nicht aus der Erwachsenen Position heraus. Dies hat, ohne dass uns dies bewusst ist, Projektionen und Verwicklungen mit anderen Personen zur Folge. Um als Erwachsener die Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen zu können, bedarf es der Klärung dieser Themen. Ungute Gedankenstrukturen können psychische, seelische, geistige, psychosomatische und somatische Erkrankungen hervorrufen. Auf der anderen Seite, gibt es unser glückliches inneres Kind. Das Kind, das mit Neugierde und Unschuld unvoreingenommen in die Welt blickt. In den ersten Jahren leben wir noch im sogenannte Kinderfeuer, in dem wir den Kontakt zur Anderswelt haben. Wir Erwachsene erkennen das zum Beispiel, wenn Kinder mit anderen Wesen sprechen. Mit Engeln oder Zwergen.

2. Karma:

Karmische Themen bringen wir aus vergangenen Leben mit. Sie können sehr wohl großen Einfluss auf unser Leben haben. Auch hier gibt es nicht nur ungute Erfahrungen, die in Lösung gebracht werden möchten. Es gibt Erfahrungen, die uns in diesem Leben nützlich sein können und uns nähren.

3. Familiensystem:

Alles was unsere Ahnen erlebt haben, steht uns zur Verfügung und fließt zu uns durch. Da ist all das wertvolle Potential, aber auch alle unguten Erfahrungen unserer Ahnen und Ahninnen, die noch Einfluss auf unser Leben haben können.  Von 7 Ahnen Generationen fließt es zu uns durch und 7 Generationen geben wir es weiter. Die Ahnenthemen zu klären ist nicht nur für uns selbst wichtig, es ist auch ein Geschenk an unsere Kinder und Kindeskinder, und an unsere Ahnen selbst.

Dann gibt es noch:

- Üble Nachrede

- Manipulation

- Schwarze Magie

- Besetzungen

- Verwünschungen

- Fluch/Bann


Dies sind weitere Punkte die Einfluss auf uns haben können. Energie folgt der Aufmerksamkeit. Das bedeutet, dass schon üble Gedanken, Nachrede und Manipulation auf einen Menschen Auswirkungen haben kann. Darum ist es wichtig, dass wir lernen, unsere Gedanken zu beobachten und zu lenken. Gleichzeitig können und dürfen wir uns schützen, wenn andere Personen uns damit Schaden zufügen. Man kennt dies auch als Schwarze Magie. Diese kommt nie von den Spirits. Sie wird von Menschen kreiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich ein Mensch dessen bewusst ist oder nicht. Allerdings sei noch erwähnt, wenn wir keine Angst haben, uns nicht verstricken, kann uns dies nichts anhaben. Aber, wer ist schon immer in seiner Kraft? Fremdenergie die sich an uns anhaften, sind eine weitere Möglichkeit, die uns beeinflussen können.

Regulierung des Energiekleides:

Ein Schamane webt das Energiekleid (das Energiesystem) des Klienten mit Hilfe seiner Verbündeten um. Gleichzeitig hilft er den Klienten ungute Gedanken Konstrukte aufzudecken und sie in eine positive Art und Weise zu lenken. Dabei wendet er zum einen sein persönlich erlerntes Potential an, zum anderen verbindet er sich mit den Elementen und seinen Verbündeten aus der Anderswelt. 

All dies geschieht auf der spirituellen Ebene. Das heißt, sie arbeiten mit den Spirits, den Wesenheiten, den Devas... Der Schamane bittet für ein bestimmtes Anliegen bei den Spirits um Hilfe. Diese führen die Heilarbeit aus, bzw. weisen den Schamanen an, was zu tun ist. Der Schamane ist sozusagen so etwas wie eine Brücke, ein Medium. 

Daneben arbeitet der Schamane klärend im "Feld" des Klienten im Bezug auf das Ahnensystem und dem karmischen Bereich. Dies geschieht z.B. in Aufstellungsarbeiten, Rückführungen oder Heilzemonien.

Es wichtig zu begreifen, das alles seinen Ursprung hat und nichts ohne Grund geschieht. In Achtung und Wertschätzung dem gegenüber was oder warum etwas aus dem Gleichgewicht gefallen ist, können die Energiefelder wieder geklärt und geordnet  werden.

In der Psychotherapie kann man mit bestimmten schamanischen Techniken eingefahrene Verhaltensmuster aufdecken und verändern. Die Routine in der wir gefangen sind, wird aufgerüttelt und neue Wege können eingeschlagen werden. Unsere Wahrnehmung über den Körper und Geist können durch diese Techniken geschult werden. So kann eine Rückverbindung zum eigenen Kern geschehen, die uns durch gezielte Eigenwahrnehmung in eine bewusste, eigenverantwortliche Gesundheitsvorsorge  führt.

SCHMANISMUS UND DER KÖRPER:

Wer den schamanischen Weg wählt um in Heilungsprozesse zu gehen braucht es eine gesundheitliche Stabilität auf der psychischen Ebene. Es gibt zu Recht gute Grenzen, die absolut einzuhalten sind. Es ist wichtig, gut geerdet zu sein und den Bezug zum Körper zu erhalten. Auf der körperlichen Ebene ist es wichtig, gut für den Körper zu sorgen. Es gilt auf folgendes zu achten:

  • gute  und richtige Ernährung
  • sich nicht immer wieder in gefährlichen Situationen begeben.
  • bewusster Atem
  • Bewegung an frischer Luft
  • Verantwortung für seinen Körper zu übernehmen
  • Geduld für sich selbst 
  • ... und das alles nicht in Perfektion, sondern so, wie es gerade möglich ist und geht.

Lassen Sie sich gern von einem Arzt oder Heilpraktiker unterstützen.


Bitte beachten Sie, dass diese Sitzungen weder eine ärztliche Diagnose und/oder Behandlung ersetzt, noch ein Heilungsversprechen darstellt. In meiner schamanischen Tätigkeit arbeite ich ausschließlich im energetischen (psychischen/geistigen/seelischen) Bereich des Klienten. Des weiteren nutze ich bestimmte schamanische Techniken um belastende psychische und geistige Wahrnehmungen und Verhaltensweisen aufzudecken und ins Positive zu verändern. Damit werden direkt keine körperlichen Symptome, Organe oder Krankheitsbilder diagnostiziert oder behandelt. 

In der Trauma Therapie, Trauerbewältigung und der Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) können schamansiche Techniken angewandt werden, um Patienten zu stabilisieren, zu lernen traumatische Erlebnisse von außen zu betrachten um sie psychisch und geistig zu verarbeiten. Bei Angstpatienten können scham. Techniken helfen, mit der Angst umzugehen, bzw. Ursachen können beleuchtet und evtl. behoben werden. In der psychotherapeutischen Arbeit mit Kinder hat es sich bewährt, mit Krafttieren zu arbeiten.